Der Schäfer Bollacker
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Der Schäfer Bollacker |
Die Sage vom Hiller Schäfer Vor vielen, vielen Jahren da lebte einmal... - so fangen Sagen und alte Geschichten an. Eine erzählt von einem Schäfer aus Hille, der beim Hüten der Schafe seines Herrn einen Goldschatz fand, der Kirche und den Armen etwas spendete und einen großen Bauernhof in Hille kaufte. Dieser Schäfer hat wirklich gelebt. Vergiß das Schönste nicht Sagen wie diese gibt es vielen, nicht nur in Hille. Ein Schäfer weidet seine Herde am Obermehner Berg bei Blasheim und bricht an drei aufeinanderfolgenden Tagen drei wunderschöne Lilien. Am letzten Tag erscheint ihm dabei eine Jungfrau, die ihm den Eingang zu einer Höhle oder Burg zeigt. In dieser Version ruht hier der Sachsenherzog Wittekind. Zwar hat der Schäfer den Auftrag, das Schönste oder Beste bei seinem Besuch in der Höhle nicht zu vergessen, aber er packt nur die Taschen mit Gold und Silber voll und läßt die Blumen liegen. Hinter ihm fällt das Felsentor der Höhle zu und verletzt ihn an der Ferse. Zwar hat er jetzt Gold und ist reich, aber in die Höhle kann er nicht zurück, um mehr zu holen, und seit diesem Tag hinkt er. Die Hiller Version Diese Geschichte kenne ich von meiner Mutter, die sie als Kind in der Schule gelernt hat. In Hille wußte man aber auch, wer dieser Schäfer war: Der Schäfer Gerling, der unter dem großen Stein in der Hiller Kirche begraben liegen solle und dessen Familie noch heute den Aspenhof oder Aswenhof in Hille besitze. Der ehemalige Hiller Pastor Friedrich Kochs ging diesem Teil der Geschichte nach, durchsuchte seine Unterlagen und die Kirchenbücher und identifizierte den Schäfer und seine Familie als die Familie Bollacker. Seine Ergebnisse hat er 1984 in den Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins veröffentlicht. Und so kann es sich abgespielt haben: Die Hiller Gegend war immer wieder Schauplatz von Kriegen und durchziehenden Soldatenheeren. Nicht weit von hier wurde z.B. die Schlacht bei Minden geschlagen, die noch heute bei den Briten groß gefeiert wird. Der Sachsenherzog Widukind oder Wittekind kämpfte hier gegen die Franken, und auch die Römer erhielten im Jahre 9 nach Christi in dem Gebiet zwischen Weser und Osnabrück eine schmerzhafte Lektion. Zu anderen Zeiten war es nicht unbedingt friedlicher. Da kann manch reicher Mann auf die Idee gekommen sein, sein Hab und Gut vor plündernden Soldaten zu verstecken. Und vielleicht kam ein solcher Mann nicht mehr dazu, sich seinen Schatz wieder zu holen. Ein Schäfer aber war viel unterwegs, sah viel, hörte viel und hatte sicher auch manche Zeit zum Suchen. Vielleicht ist er aber auch ganz zufällig über einen versteckten Schatz gestolpert. Johann Cord Bollacker Wie der Schäfer zu dem Geld kam, ist nicht überliefert. Aber 1766 stirbt in Hille ein alter Schäfer namens Johann Cord Bollacker, der der Armenkasse 400 Reichstaler vermachte. Ihm gehörten auch zu seinen Lebzeiten zwei Sitze in der Hiller Kirche,wahrscheinlich weil er der Spender der 600 Talern für den Kirchenanbau war, die 1749 in einem Schriftwechsel erwähnt werden. 1825 wird dann ein Pfarrwitwenfond von 300 Talern genannt, der ebenfalls vom Schäfer Bollacker stammen soll. Die Sage vom Aswen Schäper wurde 1830 von Wilhelm Redeker, Pastor in Bergkirchen, veröffentlicht. Damals sollen die Nachkommen der Erben des Schäfers noch den Aswenhof besessen haben. Dieser Hof trug damals die Hausnummer 31 und war ursprünglich ein adeliges Gut derer von Aschwede/Aswede. 1753 kaufte Daniel von der Ahe den Hof. Die Mutter seiner ersten Frau war Gertraut Borgmann, geborene Bollacker. Friedrich Kochs vermutet in ihr eine Schwester des Schäfers Bollacker. Leider beginnt das Hiller Kirchenbuch erst Anfang des 18. Jahrhunderts und gibt in den Einträgen nur spärlich Auskünfte über die Familien und deren Wohnorte, so daß es hier bei den Vermutungen bleiben muß. Der Schäfer starb übrigens unverheiratet und kinderlos, so daß er gut sein Vermögen einer Nichte bzw. deren Familie hinterlassen haben kann. Der Schäfer Bollacker stammte wahrscheinlich von dem Hof Hille Nr. 6, der bei alten Hillern noch heute den Beinamen Bollacks trägt. Hiller Kirchenbücher sind seit 1726 erhalten und in dieser Zeit gehört der Hof Hille Nr. 6 der Familie Gerling. Möglicherweise wurde Johann Cord Bollacker deshalb zum Schäfer Gerling. Nachkommen der Bollackers Heute gibt es in Hille und Umgebung keine Träger des Namens Bollacker mehr, obwohl es zu der Zeit des ersten Kirchenbuches noch zwei Höfe mit dem Namen Bollacker gegeben hat. Das Kirchenbuch gibt aber keine verwandtschaftlichen Beziehungen zu der Familie des Schäfers preis. Einige Bollackers sind in die USA ausgewandert, wo heute noch der Name existiert. In Hille selbst erinnert höchstens der Bollacken noch an den Schäfer (Bollacken ist eine alte Hiller Flurbezeichnung). Aber Nachkommen der Hiller Bollackers finden sich immer noch in Hille und Umgebung. In der Mitte des 18. Jahrhunderts lebte in Hille das Ehepaar Johann Friedrich Bollacker und Anna Maria Elisabeth Niemann. Um 1788 wurde ihre Tochter Catharine Anne bzw. Anna Katharina geboren. Sie heiratete Christian Friedrich Rüter und ist meine Urururgroßmutter. |